Überraschungsmomente in Kampagnen
Modul MKD 8, Design und Experiment, betreut von Prof. Jo Wickert & Prof. Valentin Wormbs, Sommersemester 2024.
Dieser Masterkurs bot zu Beginn die Gelegenheit, sich in sechs kleinen, von Woche zu Woche abgeschlossenen Stand-Up Übungen überraschen zu lassen und mindestens einmal die jeweils anderen Teilmerinnen zu überraschen. Jede Übung wurde durch eine »Hausaufgabe« vorbereitet (Lesen, Film gucken, Musik hören, was zeichnen, basteln, rechnen u.s.w). Im Kurs arbeiteten wir fortlaufend an Ideen und Vorstellungen für ungewöhnliche und überraschende Kampagnen. Begleitend gabt es formalen, methodischen, praktisch-technischen und theoretischen Input von den Lehrenden. Nach der Workshop- und Pfingstwoche fokussierten sich die Teilnehmenden auf eine individuelle Überraschungs-Kampagne, die sie im Laufe der verbleibenden acht Wochen bis zur Werkschau, in einer Publikation veranschaulichten und argumentativ nachvollziehbar machten.
Überraschung beim Kampagnen-Denken
In einer Welt, die immer lauter wird – voll von Nachrichten, Falschnachrichten und übertriebenen Darstellungen – stellt sich die Frage: Wie können wir als Designer*innen sicherstellen, dass unsere Botschaften in dieser Flut von Informationen noch wahrgenommen werden? Wie können wir Inhalte so gestalten, dass sie in Bruchteilen von Sekunden verstanden werden? Die Antwort liegt in der Überraschung. Überraschung ist ein Werkzeug, um Aufmerksamkeit zu gewinnen und in den Köpfen der Menschen Eindrücke zu hinterlassen.
Unser Kurs fokussierte sich darauf, wie man effektiv für Kampagnen denkt. Wir haben eine Vielzahl von Strategien untersucht, die erfolgreiche Kampagnen immer wieder nutzen. Eine dieser Strategien ist „Wie wirkt das Produkt?“. Hierbei wird nicht das Produkt selbst, sondern die durch das Produkt erzielte Wirkung in den Mittelpunkt der Kampagne gerückt. Diese Methode macht die gewünschte Veränderung oder den Nutzen sichtbar und nachvollziehbar.
Insgesamt haben wir zehn verschiedene Kampagnenstrategien identifiziert und anhand von Beispielen ausgearbeitet. Aufgabe war es, ein beliebiges Thema zu wählen und eine der Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Ob es um den verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis oder die Förderung sauberer Toiletten geht – die Bandbreite der Themen ist groß und wir freuen uns auf die überraschenden Ergebnisse.
50 Jahre Kinderüberraschung! Was 1974 als vermeintlich harmlose Marketingidee eines Süßwarenherstellers begann wird spätestens 2008 von der sog. »Altfigurenkrise« heimgesucht. Nicht einmal hier kann man sich als leidenschaftlicher Sammler von klitzekleinen, scheinbar trivialen Designobjekten sicher fühlen vor Spekulanten und trickreichen Betrügern. In der Ära der bildgewaltigen Künstlichen Intelligenz sind wir an einem Punkt angelangt, wo uns hyperrealistische Visualisierungen und digitale Taschenspielertricks kaum noch verwundern. Unser Alltag ist durchzogen von einer Flut an Bildern und Videos, die unsere Vorstellungskraft eher ermüden lassen als anregend zu wirken. Déja-Vu und altbekannte WOW-Effekte – erschaffen in Sekundenschnelle. Prompten stellt sich als einfacher dar als das Ausrichten einer Großbildkamera und Videos sind flinker gedreht als mit dem Handy. Wie beim Ansetzen eimnes Sauerteigs entsteht aus bestehenden Kulturen zwar ein neues Brot in tausenderlei Formen, aber der Laib, in Scheiben geschnitten, schmeckt immer gleich.
Gelangweilt und ein bisschen abgebrüht (Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!) überrascht uns bald gar nichts mehr. Make anything great again!? Wie kommunizieren wir wirksam in einer Welt, die sich so beständig wie paradox nach dem noch nie Dagewesenen sehnt? Trump? Welche Mittel und Wege stehen uns an den Ufern des Mainstreams zur Verfügung, um unsere Herzensangelegenheiten mitzuteilen und welche davon wollen wir guten Gewissens nutzen? The Medium is (part of) the message!